Reflexive Verben in der deutschen Grammatik

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Was sind reflexive Verben?

Reflexive Verben sind Verben mit einem Reflexivpronomen (sich). Im Deutschen verwenden wir reflexive Verben, wenn Subjekt und Objekt dieselbe Person sind (er rasiert sich).

In der Erläuterung lernst du die Regeln zur richtigen Bildung und Verwendung und erfährst, wann wir das Reflexivpronomen im Akkusativ oder Dativ verwenden müssen. In den Übungen kannst du das Erlernte testen.

Heute ist mein freier Tag, da lasse ich es mir immer gut gehen. Ich stehe spät auf. Ich ziehe mich an, kämme mich und putze mir die Zähne. Dann setze ich mich in den Sessel und ruhe mich aus.

Aber heute treffe ich mich mit einer Freundin. Ich habe mich heute Morgen geduscht und mir die Haare gewaschen. Jetzt sehe ich mich im Spiegel an. Meine Haare sind viel zu lang! Ich nehme mir eine Schere und einen Föhn. Ich föhne mir die Haare und schneide sie mir.

Oh, jetzt muss ich mich beeilen, damit ich mich nicht verspäte. Ich muss mich noch schminken.

Wie bildet man reflexive Verben?

Reflexive Verben bilden wir im Deutschen mit dem konjugierten Verb und dem zum Subjekt passenden Reflexivpronomen.

Beispiel:
Ich setze mich.
Du ziehst dich an.
Er hat sich geduscht.

Wann verwendet man das Reflexivpronomen im Akkusativ?

Bei den meisten deutschen reflexiven Verben steht das Reflexivpronomen im Akkusativ.

Beispiel:
Ich kämme mich.
Personalpronomen Reflexivpronomen Beispiel
ich mich ich kämme mich
du dich du kämmst dich
er/sie/es sich er kämmt sich
wir uns wir kämmen uns
ihr euch ihr kämmt euch
sie/Sie sich sie kämmen sich

(sich) duschen/baden

Die Verben duschen und baden im Sinne von „sich in der Dusche/Wanne waschen“ können wir ohne Bedeutungsänderung reflexiv oder nicht reflexiv verwenden.

Beispiel:
Ich dusche (mich) nach dem Sport.
Wir baden (uns) jeden Sonntag.

Im Sinne von „in einem See/Fluss baden“ ist baden nie reflexiv.

Beispiel:
Die Kinder baden im See.

Wann verwendet man das Reflexivpronomen im Dativ?

Gibt es im Satz ein weiteres Objekt, verwenden wir das Reflexivpronomen im Dativ. Reflexivpronomen im Dativ und Akkusativ unterscheiden sich nur in der 1./2. Person Singular (mir–mich, dir–dich).

Beispiel:
Ich putze mir die Zähne.
Personalpronomen Reflexivpronomen Beispiel
ich mir ich putze mir die Zähne
du dir du putzt dir die Zähne
er/sie/es sich er putzt sich die Zähne
wir uns wir putzen uns die Zähne
ihr euch ihr putzt euch die Zähne
sie/Sie sich sie putzen sich die Zähne

Beispiel für reflexive Verben mit Akkusativ/Dativ in allen Zeiten

Die folgende Übersicht zeigt je ein Beispiel für deutsche reflexive Verben mit Akkusativ und Dativ in allen Zeitformen.

Zeitform Reflexivpronomen
im Akkusativ
Reflexivpronomen
im Dativ
Präsens Ich setze mich. Du föhnst dir die Haare.
Perfekt Ich habe mich gesetzt. Du hast dir die Haare geföhnt.
Präteritum Ich setzte mich. Du föhntest dir die Haare.
Plusquamperfekt Ich hatte mich gesetzt. Du hattest dir die Haare geföhnt.
Futur I Ich werde mich setzen. Du wirst dir die Haare föhnen.
Futur II Ich werde mich gesetzt haben. Du wirst dir die Haare geföhnt haben.

(sich) duschen/baden

Die Verben duschen und baden im Sinne von „sich in der Dusche/Wanne waschen“ können wir ohne Bedeutungsänderung reflexiv oder nicht reflexiv verwenden.

Beispiel:
Ich dusche (mich) nach dem Sport.
Wir baden (uns) jeden Sonntag.

Im Sinne von „in einem See/Fluss baden“ ist baden nie reflexiv.

Beispiel:
Die Kinder baden im See.

Wo im Satz steht das Reflexivpronomen?

Reflexive Verben in Aussagesätzen

Im Hauptsatz steht das Reflexivpronomen direkt hinter dem finiten Verb.

Beispiel:
Ich ruhe mich aus. (sich ausruhen)
Ich putze mir die Zähne. (sich etwas putzen)
Ich habe mir die Haare gewaschen. (sich etwas waschen)

Ist das eigentliche Objekt aber ebenfalls ein Pronomen, rutscht es vor das Reflexivpronomen.

Beispiel:
Ich schneide mir die Haare. → Ich schneide sie mir.

In Nebensätzen steht das Reflexivpronomen hinter dem Subjekt. Das konjugierte Verb steht am Satzende.

Beispiel:
Ich muss mich beeilen, damit ich mich nicht verspäte.
Du kommst zu spät, weil du dich nicht beeilt hast.

Reflexive Verben in Fragesätzen

Das Subjekt als Personalpronomen (ich, du, er, …) steht in der Frage zwischen finitem Verb und Reflexivpronomen.

Beispiel:
Kämmst du dich?
Wann hast du dich gekämmt?

Das Subjekt als Indefinitipronomen (jeder, niemand, …) steht in der Frage hinter dem Reflexivpronomen.

Beispiel:
Rasiert sich niemand?
Hat sich jemand geduscht?

Das Subjekt als Nomen steht in der Frage hinter dem Reflexivpronomen, wenn es kein Lebewesen ist.

Beispiel:
Wo befindet sich der Föhn?

Handelt es sich bei dem Nomen um ein Lebewesen, kann es in der Frage vor oder hinter dem Reflexivpronomen stehen.

Beispiel:
Wo befindet das Mädchen sich?/Wo befindet sich das Mädchen?

Liste der wichtigsten reflexiven Verben im Deutschen

Welche reflexiven Verben musst du für die Sprachprüfung Deutsch Level A2, B1, B2 und C1 unbedingt beherrschen? Wir haben diese Verben mit Übersetzung und Beispielsatz für dich aufgelistet, unterteilt nach Verben mit Reflexivpronomen im Akkusativ und Dativ.

Wann verwendet man im Deutschen reflexive Verben?

Bei einem reflexiven Verb sind Subjekt und direktes Objekt gleich.

Beispiel:
Ich ziehe mich an. (sich anziehen)
Du wäschst dich. (sich waschen)

Einige Verben sind im Deutschen immer reflexiv. Sie existieren nicht ohne Reflexivpronomen. Zu diesen Verben gehören zum Beispiel: sich bedanken, sich beeilen, sich befinden, sich benehmen, sich betrinken, sich eignen, sich erholen, sich erkälten, sich schämen, sich verspäten, sich weigern.

Beispiel:
Jetzt muss ich mich beeilen, damit ich mich nicht verspäte.

Andere Verben verwenden wir nur reflexiv, wenn jemand die Handlung für sich selbst ausführt. ist die Handlung aber für eine andere Person bestimmt, nehmen wir das Objektpronomen. In der 3. Person kann man das am besten erkennen.

Beispiel:
Die Friseurin kämmt sich. (sich kämmen)
Die Friseurin schneidet sich die Haare. (sich etwas schneiden)
aber:
Die Friseurin kämmt sie/die Kundin. (jemanden kämmen)
Die Friseurin schneidet ihr/der Kundin die Haare. (jemandem etwas schneiden)

Einige Verben haben als einfache und reflexive Verben eine komplett andere Bedeutung.

BedeutungBeispiel
verlaufen Weg verfehlen (reflexiv) Ich habe mich verlaufen.
ablaufen, vonstattengehen (nicht reflexiv) Die Prüfung verlief gut.
ärgern genervt sein (reflexiv) Ich ärgere mich über meinen Fehler.
belästigen (nicht reflexiv) Er ärgert seine Schwester.
aufhalten verweilen (reflexiv) Wir halten uns gerade in München auf.
behindern, verzögern (nicht reflexiv) Ich will Sie nicht aufhalten.
ausziehen sich entkleiden (reflexiv) Das Kind hat sich ausgezogen.
Wohnort verlassen (nicht reflexiv) Ich bin bei meinen Eltern ausgezogen.
verlassen vertrauen (reflexiv) Ich verlasse mich auf dich.
weggehen, sich trennen (nicht reflexiv) Sie hat ihren Freund verlassen.

Deutsche Wendungen mit reflexiven Verben

Gelegentlich nutzen wir im Deutschen eine reflexive Wendung (oft mit lassen) als Umschreibung einer anderen Form.

Beispiel:
Ich lasse es mir gut gehen.

Ich sorge dafür, dass es mir gut geht.

Das Buch liest sich gut./Das Buch lässt sich gut lesen.

Es macht Spaß, das Buch zu lesen.

Einige Wendungen gibt es nur in der unpersönlichen Form (3. Person). In der Tabelle findest du einige typische Beispiele.

reflexive Wendung Beispiel Umschreibung
sich drehen Auf dieser Messe dreht sich alles ums Reisen. Es geht um dieses Thema.
sich einrichten lassen Ein Treffen im Park? Das lässt sich einrichten. Das kann man arrangieren.
sich (jmds Kenntnis) entziehen Wo Torben seinen Urlaub verbringt, das entzieht sich meiner Kenntnis. Das weiß ich nicht.
sich geben Als Anfänger wirst du Muskelkater bekommen. Aber das gibt sich irgendwann. Das wird nachlassen/aufhören.
sich nicht gehören Man spuckt nicht auf den Tisch. Das gehört sich nicht! Das zeigt keine guten Manieren.
sich schwierig gestalten Ich soll am Samstag zu dir kommen? Das gestaltet sich schwierig, ich muss arbeiten. Das wird schwierig.
sich hören lassen Du bekommst eine Gehaltserhöhung? Das lässt sich hören! Das klingt großartig!
sich (nicht) lohnen Es lohnt sich nicht, den Film anzusehen. Er ist langweilig. Es ist die Mühe (nicht) wert.
sich machen lassen Ich muss jeden Morgen um sechs Uhr aufstehen. Dagegen lässt sich nichts machen. Man kann nichts dagegen tun.
sich (nicht) rechnen Wir brauchen kein zweites Auto. Das rechnet sich nicht. Das ist (nicht) profitabel.
sich (gut) treffen Das trifft sich gut, dass du anrufst. Ich wollte dich auch gerade anrufen. Das passt zeitlich perfekt.
sich (von selbst) verstehen Dass Laura die geeignete Person für den Posten ist, das versteht sich von selbst. Das muss nicht erklärt werden.
sich zeigen Ob er wirklich im Recht ist, das wird sich noch zeigen. Das muss noch bewiesen werden.